Theaterpädagogik
Theater Paderborn
Westfälische Kammerspiele

Sonderprojekte

Die Nase


von Nikolai Wassiljewitsch Gogol 

Gelesen von David Lukowczyk


Eines Morgens findet der Barbier Ivan Jakovlevic die Nase eines seiner Kunden in seinem Frühstücksbrot. Es ist die Nase des Kollegienassessors Kowaljow, die sich von ihrem Besitzer trennte und als selbständiges menschliches Wesen im Rang eines Staatsrates durch Petersburg spaziert, bis sie nach zahlreichen Ab- und Irrwegen wieder ins Gesicht des Beamten zurückfindet. In Gogols bekannter Groteske aus dem Jahr 1836 verbinden sich untrennbar Phantastik und Realität.


Der in der Ukraine geborene Nikolaj Gogol (1809 – 1852) zählt zu den wichtigsten Schriftstellern Russlands und gilt bis heute als Meister der Groteske und Satire, als Sprachvirtuose, der die russischsprachige Literatur im 19. Jahrhundert prägte. Er siedelte als Sohn eines ukrainischen Gutsbesitzers 1828 nach St. Petersburg über und versuchte sich als Beamter und Lehrer. Der Dichter Alexander Puschkin wurde ihm Freund und Förderer und verschaffte ihm eine Professorenstelle und Eintritt in die literarischen Kreise. Mit seinen ersten Erzählungen erwarb sich Gogol 1831/32 große Anerkennung. Bekannt wurde er u.a. auch für seine Komödie „Der Revisor“. 


Regie Lena Eckle

Sounddesign Alexander Wilß

Rabelais' Rosen Oder "Mehr Licht!"

Monolog von Alexander Wilß

Gesprochen von Eva Brunner


Rabelais ist Spezialist, ein Spezialist für „Letzte Worte“. Er ist dafür verantwortlich, gewissenhaft alles aufzuzeichnen, was die Sterbenden kurz vor ihrem Tode noch gesprochen und gesehen haben. „Was wer wann zuletzt gesagt, das konserviere ich. Ich zeichne Alles mit! Ein wirklich wichtiger Beruf“.

Nun befindet sich Rabelais in einem Warte-, in einem Zwischenraum.

Er hat einen Termin im Zimmer nebenan. Dort soll er sich rechtfertigen.

Bislang hat er seine, ihm übertragene Aufgabe stets genauestens erfüllt.

Doch nun kommt er ins Alter. Er kann sich nicht mehr recht erinnern,

verwechselt Namen und vertauscht Zitate.


Zeitlich hängen Rabelais´ Gedächtnislücken mit dem Verschwinden

des Gemäldes „Die Beständigkeit der Erinnerung“ von Salvador Dali zusammen, das bis vor Kurzem noch im Warteraum hing und von den Verantwortlichen wahrscheinlich nur einmal abgenommen wurde, um die Firnis zu erneuern. Für Rabelais hingegen bedeutet dies ein Menetekel. Er hat Angst, versetzt zu werden und somit auch zu verschwinden. 


Ein anderer Untertitel des Monologs könnte lauten: „Bei Goethe ging was schief!“, denn anhand der vermutlich letzten Worte des „Dichterfürsten“ lernen wir Rabelais besser kennen. Wir begleiten ihn in seinen Sorgen und Nöten. Und bei dem, wie er über Goethe denkt. Ob der alte Dichter zuletzt wirklich „Mehr Licht!“ gesagt hat? Nun, Rabelais hat da seine ganz eigene Sicht auf die Geschehnisse an Goethes Sterbebett. Er war ja schließlich mit dabei . . .